KonzertChor Düsseldorf e.V.

Picknick vor dem Musikgenuss

Neuss-Grevenbroicher Zeitung (online), 22. Juni 2008
(Heruntergeladen am 20.02.2015)

Picknick vor dem Musikgenuss

Von Heide Oehmen

Entspannte Stimmung vor der Vorstellung: Viele Besucher hatten Picknickkörbe mitgebracht und machten es sich auf den großen Rasenflächen des Schlosses bequem. FOTO: M. Reuter

Jüchen. Schloss Dyck „Das ist ein einmalig schöner Abend“, meinte der Nachbar zur Linken, und der junge agile zur Rechten, der gerade eine Musikdarbietung mit gellendem Pfeifen wie auf dem Fußballplatz gefeiert hatte, kommentierte: „Das Leben hat viele Facetten, man muss sie alle nutzen.“ Das sind zwei von ungezählten, fast nur positiven Kommentaren anlässlich der „Italienischen Operngala“, die bei idealen Wetterbedingungen rund 1500 Besucher zum Schloss Dyck gelockt hatte.

Von den Organisatoren war ganze Arbeit geleistet worden. An den Einlassstellen verteilten freundliche Helfer nicht nur bunte Regencapes, sondern auch Hochglanz-Blumenkarten, mit denen sich die Besucher, versehen mit dem Namen, ihre Sitzplätze reservieren konnten. Danach bot es sich an, die Zeit bis zum Beginn des Konzertes ganz entspannt bei Getränken und Imbiss an den Stehtischen neben den Zelten der bestens gerüsteten Gastronomie zu verbringen.

Diejenigen, die keine Sitzplatzkarte erworben hatten, machten es sich mit eigenen Tischen und Stühlen, sowie Picknickkörben auf den großen Rasenflächen bequem. Ein Trompetensignal lockte das Publikum auf seine Plätze, und schon bei der einleitenden Ouvertüre zu Mozarts „Cosi fan tutte“ genoss man die brillante Übertragungsanlage, die die Qualitäten der „Jungen Philharmonie Düsseldorf“, geleitet von Guido Harzen, ins rechte Licht rückte.Auch die Beiträge des klangprächtig agierenden „Jungen Konzertchores Düsseldorf“ waren frei von Übersteuerung.

Enten-Terz zum Kontrabass

Wer könnte eine musikalische Veranstaltung besser moderieren als Konrad Beikircher, der nicht nur ein glänzender Entertainer, sondern auch studierter Musikwissenschaftler ist? Neben der Bewunderung für das „einmalige Ambiente“ führte er sich, angesichts der freundlich sekundierenden Vogelstimmen, gleich mit der Bemerkung von der Synthese von Mozart und Messiaen ein. Letzterer hatte bekanntlich in seinen Kompositionen Vogelstimmen verwandt. Auch eine Ente bekam ihr Sonderlob – sie habe genau die Terz zum Kontrabass getroffen.

Stargast Alexandra von der Weth, vom Moderator wie vom Publikum besonders herzlich begrüßt, begann, noch ein wenig nervös, mit der anspruchsvollen „Felsenarie“ der Fiordiligi aus „Cosi“. Ohne Abstriche überzeugen konnte sie als Norma (Bellini), vor allem in der berühmten Arie „Casta Diva“ und in einer ihrer weiteren Glanzrollen, der Violetta („La Traviata“). Diesem hohen Standard entsprach der Venezianer Daniele Gaspari nicht. Wenn er auch mit einigen tenoralen Höhenflügen, beispielsweise bei „Nessun dorma“ (Turandot), punkten konnte, so erschien seine Stimme doch recht unausgeglichen.

Blumen für die Konzertmeisterin

Guido Harzen am Pult sorgte mit Übersicht dafür, „dass nichts aus dem Ruder lief, wir befinden uns ja schließlich in einem Wasserschloss“(Beikircher). Das gelang stets bestens, auch bei den Ensembles aus „Lucia di Lammermoor“, „La Traviata“ und „Nabucco“. Beim berühmten Gefangenenchor (wiederholt als Zugabe) durften die Besucher dann mitsingen.

Auch das inzwischen fast volkstümliche Trinklied (Traviata) wiederholten die Künstler, nun locker und entspannt, nach vehementem Applaus noch einmal. Konrad Beikircher, der mit hintergründigem Humor, aber nie verletzend moderierte, zeigte zum Schluss sein großes Herz. Obwohl er zur Pause überhaupt nicht und am Schluss nur einmal vom Dirigenten in den Beifall mit einbezogen worden war, schenkte er seinen Blumenstrauß galant der Konzertmeisterin und rief den unermüdlichen Organisator Heinz Willi Maassen zum Dank auf die Bühne.

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