KonzertChor Düsseldorf e.V.

Vielstimmig bis nach Rom

Neue Rhein Zeitung vom 01.04.2000

Großer Auftritt in Wien – in der Kirche, in der Franz Schubert einst musizierte. Stolz präsentiert die gesamte Sängerschar des “Jungen Konzertchores Düsseldorf” ihren Sonderpreis für die beste Interpretation eines zeitgenössischen Chorwerkes.

Vielstimmig bis nach Rom

Der “Junge Konzert Chor” ist reiselustig – Werke vom 16.-20.Jahrhundert

Simone Fischer

Wersten. Abrupt verstummen die Gespräche. Wurden in der Aula der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) an der Brinckmannstraße eben noch Stimm-Gruppen gebildet und Stühle zusammengestellt, so konzentrieren sich die gut 70 Mitglieder des “Jungen Konzert Chores Düsseldorf” auf ihren Leiter Guido Harzen.
Stille. Dann scheint es, als Hecheln die Studierenden aller Fakultäten der nahegelegenen Uni um die Wette. Der Eindruck täuscht: Mit diesen Atemübungen bereitet sich die Gruppe auf die zweistündige Probe vor.
Jeden Dienstagabend treffen sich die Volkalisten zwischen 18 und 40 Jahren zur Chorprobe. Und ihr Engagement trägt Früchte: Erst im November fuhr die starke Mannschaft zum internationalen Chorwettbewerb “Franz Schubert” nach Wien und brachte für die Umsetzung von Peter Ebens “Ubi caritas” prompt den “Sonderpreis für die beste Interpretation eines Chorwerks des 20. Jahrhunderts” nach Hause. Die Chorarbeit verstehen die Mitglieder als Möglichkeit, die gesamte Palette der Chormusik des 16. und 20. Jahrhunderts kennenzulernen, einzustudieren und konzertant aufzuführen. Nachwuchssorgen hat der junge Konzertchor, der seinen Schwerpunkt auf a-capella gelegt hat, nicht. Harzen: “Bis 1997 bestand unser Chor etwa 15 Jahre unter dem Namen der KHG bis wir zeitgleich mit der Namensänderung einen selbstständigen Verein gründeten. Danach folgte ein unglaublicher Mitgliederschub und wir haben kaum Fluktuation.” Kein Wunder, denn die Harmonie der Gemeinschaft spiegelt sich in den Interpretationen wieder. “Es gibt keine Cliquenbildung. Wenn man weiß, dass der eine eine schwere Stelle im Text oder der Melodie hat, dann zittern alle mit ihm mit”, sagt die angehende Sozialpädagogin Kerstin Alke (23).
Angesprochen fühlen sich die Studenten sowie Ehemalige auch von der Vielfältigkeit des Programms. In der aktuellen Erarbeitung des Christus von Franz Liszt können sie – angefangen von gregorianischen bis hin zu zeitgenössischen Klängen – alle Register ihres Könnens ziehen. Die Vorbereitungen für die Aufführungen am Palmsonntag um 18.30 Uhr in der Thomas-Morus-Kirche in Neuss und am Ostermontag in der Basilika San Paolo entro le mura in Rom laufen auf Hochtouren. Selbst in den Semesterferien wird geübt – und das nicht nur, weil sich das Team auf den Weg nach Rom macht. “Wir singen das ganze Jahr hindurch”, freut sich Harzen.
Einladungen ins In- und Ausland sind für das Vokalensemble nichts Neues. Bereits vor zwei Jahren gaben die Mitglieder ihr Debüt im Petersdom. Im vergangenen Jahr erfüllten sie den Mindener Dom mit ihrem fulminanten Klangkörper ebenso wie die Kirchen in Mailand. Das Erfolgsgeheimnis: “Unser Chor lebt durch die jugendliche Dynamik, die Bereitschaft zu reisen und die hohe Flexibilität seiner Mitglieder”, so Schriftführer Stefan Juchems.

Interview mit Nina Vaske, 22, Jura-Studentin:

Nina, wie bist du zum Jungen KonzertChor gekommen?
Vaske: Ich habe seit meinem achten Lebensjahr in verschiedenen Chören gesungen. Als ich von Oberhausen nach Düsseldorf zum Studieren kam, nahm mich ein Freund einfach mit. Und es gefiel mir sofort.

Was ist das Besondere an dem Chor?
Vaske: Die Gemeinschaft und die Harmonie. Toll ist vor allem, dass keiner als Neuling betrachtet wird. Ich hatte das Glück, dass ich gleich zum Probe-Wochenende nach Blankenheim in die Eifel fahren konnte. Neben dem regelmäßigen Singen ist die Kommunikation sehr wichtig.
Euer Chor finanziert sich selber. Den Beitrag, die Reisekosten kann sich nicht jeder Student leisten, oder doch?
Vaske: Man muss Prioritäten setzen. Durch die Fahrten habe ich mit den richtigen Leuten schon viel gesehen. Und dafür bin ich auch gerne bereit zu sparen und Urlaub zu nehmen.

Gibt es vielleicht eine Reise, an die du dich besonders gerne erinnerst?
Vaske: Auf jeden Fall. Als wir zum Beispiel in Wien waren, musste ein Teil der Gruppe schon einige Tage eher abreisen. Und als wir am Zentralbahnhof standen und zum Abschied vierstimmig die Irischen Segenswünsche sangen, liefen nicht nur uns vor Rührung die Tränen, sondern auch einigen anderen am Bahnhof…