Die Räuber mit viel Stil
Neue Grevenbroicher Zeitung, 4. Juni 2007
Die Räuber mit viel Stil
Von Hansgeorg Marzinkwoski
Jüchen, Der wunderschöne Park von Schloss Dyck strahlte in mildem Abendlicht, ein angenehmes Ambiente für ein Konzertereignis, das zudem bestens organisiert war: Die Köln-Neusser Kultband ,,De Räuber“ spielte in einem denkwürdigen Open Air-Konzert vor der Orangerie des Schlosses erstmals ,,in Classic“ auf. Mitstreiter waren der Junge KonzertChor und die junge Philharmonie Düsseldorf, die ihrerseits auch noch nicht mit einer Band musiziert hatten, die im Karneval große Säle füllt.
Knapp 2000 Besucher und viel Prominenz aus Bund, Land und Rhein-Kreis mit dem Schirmherrn Landrat Dieter Patt waren dankbar, dass ,,De Räuber“ dieses Konzertereignis trotz des plötzlichen Todes ihres E-Gitarristen Nobby Campmann vor gut einer Woche nicht abgesagt hatten. Ganz im Gegenteil: Frontmann Karl-Heinz Brand, Matthias Kalenberg (E-Gitarre und Gesang), Wolfgang Bachem (Schlagzeug) und Kurt Feller (Keyboard) verstanden es mit viel Feingefühl, das Programm zur Erinnerung an ihren langjährigen Partner zu inszenieren. Auch der Junge KonzertChor sang das ungemein gut passende ,,Abendlied“ von Joseph Rehinberger zum Gedenken an Nobby Campmann.
Nach einer Pause intonierte das Orchester sehr verhalten als Ouvertüre ,,Denn wenn et Trömmelche jeit“. Mit mehreren balladesken Liedern aus ihrem schier unermesslichen Repertoire leiteten ,,De Räuber“ dann stilvoll zu Titeln über, die bald auch vom Publikum zumindest im Refrain mitgesungen wurden. Dabei waren auch ausgesprochene Ohrwürmer wie ,,Die Rose“, „Op dem Maat“ — mit tollen Bläsereinlagen – oder die Hymne ,,Ich ben ne kölsche Jung“. Etliche Titel wurden zusätzlich vom Orchester begleitet, das mit originellem Sound ein völlig neues ,,Raubergefühl“ entwickelte.
Die Orchesterarrangements hatte Guido Rennert in kürzester Zeit geschrieben und dabei die Eigenarten der Mundartgruppe phantastisch berücksichtigt. Karl-Heinz Brand sprach angesichts dieser neuen Klangfülle mehrfach von ,,Welturaufführung“, was ganz sicherlich für den neuen Titel der Band, ,,Sinfonia of Colonia“, die kölsche Adaption eines irischen Volksliedes, galt. Hier trat zusätzlichzum Orchester ein Dudelsackbläser auf, der begeisterten Zwischenapplaus erhielt. Die musikalisch stärksten Stücke waren daneben vor allem die Balladen, zum Beispiel ,,Imagine“ von John Lennon mit dem Text von Wolfgang Niedeggen. Der Chor, der oft nur Background- Aufgaben hatte, konnte sich zusammen mit ,,De Räuber“ besonders gut in Szene setzen mit der A-cappella- Ballade ,,Heute hier und morgen da“ von Hannes Wader. Und auch das Heimatlied ,,Ich mööch zo Foß no Kölle jon“ kam dem Düsseldorfer Chor unter der temperamentvollen Leitung von Guido Harzen, der auch die Gesamtleitung hatte, prächtig über die Lippen. Zu schnell endeten die drei Stunden, so dass ein begeistertes Publikum forderte: ,,Wiederholung im nächsten Jahr!“
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